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Meine erste Demo seit langem

war heu­te. Die davor, ich bin mir sehr sicher, war am 1. Mail 1989, vor­bei­de­fi­lie­rend an den Jenen­ser Par­tei­grö­ßen auf der Tribüne.
Heu­te war also in Greifs­wald eine Demo gegen Rechts­ra­di­ka­lis­mus und nament­lich die AfD ange­setzt — und ich hal­te es für eine patrio­ti­sche Pflicht, gegen Rechts­ra­di­ka­lis­mus und nament­lich die AfD nicht nur zu sein, son­dern auch wenigs­tens ab und an zu pas­sen­der Gele­gen­heit zu demons­trie­ren — und heu­te war so eine Gele­gen­heit, noch dazu, wo der Sohn ganz selbst­ver­ständ­lich mein­te, daß er dabei sein wür­de. Was tut man nicht alles, um als coo­ler Papa zu erscheinen.
Also schwan­gen wir uns auf die Räder und fuh­ren zum Markt. Da waren schon vie­le Leu­te, und schnell ver­lor ich den Sohn und sei­ne Kum­pels aus den Augen und blieb für mich.


Dann gings auch schon los mit den Reden, der OB sprach kurz und gut, danach kam eine end­los schei­nen­de Abfol­ge von Rednern/innen, und das war teils gro­tesk. Ja, die Ver­an­stal­ter tra­ten als Bünd­nis auf. Und zu dem Bünd­nis gehö­ren dann neben Par­tei­en und Gewerk­schaf­ten eben auch die anti­fa­schis­ti­schen Frutarier:Innen, die quee­ren Bibliothekar:Innen usw. und natür­lich auch die Ver­ei­nig­te Volks­front. Und sie alle wur­den ihre Gruß­wor­te los.
Unan­ge­nehm absurd wur­de dann eine jun­ge Fau:in, die Pas­tor Niem­öl­ler zitierte:

Als die Nazis die Kommunist:Innen hol­ten, habe ich geschwie­gen; ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Gewerkschafter:Innen hol­ten, habe ich geschwie­gen, ich war ja kein Gewerkschaftler.
[…]

Doch, wirk­lich!
Man kann sich natür­lich fra­gen, was so eine Ver­an­stal­tung soll, die Teil­neh­mer sind sicher­lich nicht zum Dis­ku­tie­ren gekom­men, es gibt zum The­ma der Demo kei­nen Dis­kus­si­ons­be­darf unter den Teilnehmern.
Und doch: Da war die Jugend (der Sohn hat mit sei­nen Kum­pels und ein paar hun­dert ande­ren die Gegen­de­mo der Leer­den­ker nie­der­ge­brüll­t¹) und auch vie­le Sil­ber­haa­re wie ich. Das ist dann schon schön.

Aber: Ich wer­de gewiß kein Pro­fi-Demons­trant wer­den. Doch wenn es sein muß, bin ich bei aller Grum­pig­keit dabei. Denn Nazis, Schwurb­ler, Rechts­ra­di­ka­le muß man äch­ten als Gesell­schaft. Das ist, ich sag­te es, eine patrio­ti­sche Bürgerpflicht.


¹ https://nitter.net/ole_kracht/status/1749500506219643177#m

 

 

Not my Landrat

Das Wurst­blatt Ost­see-Zei­tung hat manch­mal noch Journalismus.


Die Fak­ten­la­ge: Daß die NPD durch Greifs­wald mar­schie­ren wird, das ers­te mal nach 10 Jah­ren, war lan­ge klar. Auch hat lan­ge im Vor­feld ein bun­tes Bünd­nis aus kirch­li­chen Krei­sen, bür­ger­li­cher Mit­te bis zur Lin­ken zu Gegen­ak­tio­nen auf­ruft. Die Unter­stüt­zer­lis­te:

  • Greifs­wald für Alle
  • Fri­days For Future Greifswald
  • Fri­days For Future Mecklenburg-Vorpommern
  • IKu­Wo e.V.
  • Jugend kann bewe­gen e.V.
  • Nord­kir­che (Jaco­bi­ge­mein­de, Evan­ge­li­sche Jugend Pom­mern, Christuskirchengemeinde)
  • Brin­ke 26 e.V.
  • DGB Vor­pom­mern
  • Defi­ant
  • AKJ
  • Cycle Jerks
  • Bür­ger­schafts­frak­ti­on DIE LINKE und PARTEI MENSCH UMWELT TIERSCHUTZ
  • DIE LINKE. Frak­ti­on im Kreis­tag Vorpommern-Greifswald
  • Kreis­tags­frak­ti­on Grü­ne und Tierschutzpartei
  • Grü­ne Greifswald
  • Alter­na­ti­ve Lis­te für Vor­pom­mern und Greifswald
  • Grü­ne Jugend Greifswald
  • SPD Greifs­wald
  • Jusos Vor­pom­mern-Greifs­wald
  • Jusos Greifs­wald
  • Stadt­ju­gend­ring Greifswald

Ja rich­tig, von der CDU steht da nichts. Die hie­si­ge CDU wird von einem Tram­pel, im Haupt­be­ruf Anstrei­cher­meis­ter, geführt: Axel Hoch­schild. Des­sen Fett­näpf­chen­sprün­ge, Geschmack­lo­sig­kei­ten, Dreis­tig­kei­ten sind legen­där — aber hier gehts ja um sei­nen Par­tei­chef Micha­el Sack.

Also der Land­rat hält es nicht für nötig, sich auf einer Demo gegen Nazis zu zei­gen, und sei es nur für ein Pres­se­fo­to. Wich­ti­ger ist ihm ein Foto auf Insta­gram mit Fisch­bröt­chen, weni­ge Kilo­me­ter von dem bun­ten Wider­stand entfernt.

Schaut euch mal das Foto an: Er ver­steht nichts von Fisch­bröt­chen. Das ist kein Hering, son­dern Lachs. Bei Wie-05 gekauft, wo man doch weiß: Die ein­zi­gen wah­ren Fisch­bröt­chen gibts gegen­über bei Gur­ke, dort auch ger­ne mit Lachs (der warm geräucherte).

Nun ver­steht er vom Netz schein­bar genau­so­we­nig wie von Fisch­bröt­chen oder gar Poli­tik: Selbst­ver­ständ­lich haben die poli­ti­schen Geg­ner die Vor­la­ge gern auf­ge­nom­men, was denn sonst? Umso­mehr, als sie in der Sache recht haben: “Es gibt kei­ne neu­tra­le Hal­tung zu Faschismus.”

Er sei an die­sem Tag immer mit Kol­le­gen der Kreis­ver­wal­tung in Kon­takt gewe­sen, um die Lage rund um die ins­ge­samt 16 ange­mel­de­ten Ver­an­stal­tun­gen im Blick zu behalten.

Ja sicher. Erzähl uns mehr Mär­chen, Micha­el! Und die Krö­nung, auf soviel Frech­heit muß man erst­mal kommen:

Wäre ich selbst bei den Pro­tes­ten gewe­sen, hät­te ich nicht mehr hel­fen können.

Herr, bit­te, wirf Hirn vom Himmel!!!

Dan­ke an Herrn König übrigens.

Zurück zu Sack: Es ist erst­mal gar nicht wich­tig, bei wel­cher Par­tei er ist, jedoch: Er ist CDU-Vor­sit­zen­der in M‑V und als sol­cher wird er wohl auch Kan­di­dat für den Minis­ter­prä­si­den­ten-Pos­ten im Sep­tem­ber wer­den. Ein Mann ohne jeg­li­ches Gespür für poli­ti­sche Kul­tur, ohne demo­kra­ti­sche Wer­te (ein Demo­krat, egal wie links oder rechts, steht nicht für Ins­ta-Fotos am Hafen, wäh­rend neben­an 1000 Men­schen gegen Nazis ste­hen), ein Mann ohne Rück­grat. Halt ein Klein­stadt-Bür­ger­meis­ter, der er war und den Job viel­leicht sogar gut gemacht hat.

Die Schlap­pen Lan­des­po­li­tik sind für ihn aller­dings eini­ge Num­mern zu groß, schon die Land­rats-Schlap­pen sind es.

Not my Land­rat, not yours.

 

#Greifs­wald #HGW