Wie sich die diffusen Gefühle gleichen.
Wir haben jeden Tag neue Höchstinzidenzen, mittlerweile sterben so um die 400 Menschen jeden Tag an oder mit. Das öffentliche Leben kollabiert (Zutritt nur für diese aber nicht für jene, ein sofortiger und harter Lockdown für alle wäre technisch geboten, schöne Grüße aus China)
Die Intensivstationen laufen in den Kollaps, jedes Excel zeigt das. Es fehlt nicht so sehr an Intensivbetten als vielmehr an Intensivpflegern, ein großer Teil dieser haben die letzten Monate hingeschmissen, vor allem wegen Überlastung, weniger — aber auch — wegen der Entlohnung.
Der Abfluß von medizinischem Personal aus der DDR, insbesondere gut ausgebildeten Ärzten, begann nicht erst mit dem Mauerfall, das war weit vorher. Spätestens seit den nachgewiesenen Fake-Wahlen vom Frühjahr 1989 wurde “negativen Elementen” die Ausreise recht leicht gemacht, man wollte die kritischen Stimmen los werden. Dann die Öffnung der Grenze Ungarn/Österreich. Spätestens ab Sommer 1989 verfiel die DDR in Agonie. Ärzte und Schwestern fehlten, aber auch Busfahrer, Verkäuferinnen, Lehrer… Wirklich jeder konnte sehen und vor allem fühlen: So geht es nicht weiter, das führt geradewegs über den Abgrund. Und nur ganz wenige hatten einen Plan, wie es weitergehen könnte — und das war nicht die Nomenklatura.
Eine bleierne Zeit, in der jeder jeden Tag neuen Horror erwartete, garniert von einer Täterrrää-Politik, die nichts sehen wollte.
Und heute?
Ähnlich, oder? Die Wielers weinen fast vor den Webcams, weil Wahlkampf wichtiger war und ist als Deine Patentante mit der Herz-OP, die muß halt warten. Wir haben eine vierte Welle. Drei sind exakt vorausgesagt worden, mit Vorschlägen, wie man sie verhindern oder wenigstens flatten the curve kann.
Diese Grafik von Spiegel Online sieht nicht nach einer Erfolgsgeschichte aus. Wir sind mittlerweile bei über 60.000 Neuinfektionen pro Tag, das ist ziemlich exakt die Einwohnerzahl meines Heimatstädtchens. Jeden einzelnen verfickten Tag, und jeden einzelnen verfickten Tag steigt diese Zahl. Wieviele Menschen dann sterben werden? Siehe oben, Excel, das kann man ausrechnen. Und nichts kann dagegen etwas tun, kein sofortiger Lockdown, kein von den Bäumen gefallenes hochmotiviertes medizinisches Personal in Größenordungen.
Der Drops ist gelutscht. Die Leute leben noch, sind aber schon als tot eingepreist. Weihnachtsmärkte sind offenzuhalten, panem et circenses, äh, Glühwein und Autoscooter. Man will ja wiedergewählt werden, und die Toten können glücklicherweise nicht wählen.
Und ich stehe am Seitenaus und komme aus dem Staunen nicht heraus. Nein, Geschichte wiederholt sich nicht, natürlich nicht. Und doch: Hätte man 1989 Excel und nicht nur KP gehabt, man hätte den Kollaps berechnen können (hätte nichts am Lauf der Geschichte geändert). Doch so? Nochmal: Wir standen jeden Tag mit offenen Mäulern da und fragten uns: “Wie soll das weitergehen???” Und wir sahen, daß wir in eine Katastrophe laufen.
Silly dazu so:
Und heute? Ähnlich. Wiener verzweifelt, Spahn weint beinahe, und wir sehen zu, daß wir uns irgendwie retten. Mein Booster ist auf 6. Januar terminiert, ich versuche, einen früheren Termin zu bekommen. Die Kinder sind alle wenigstens doppelt, ich glaube, teils sogar 3‑fach geimpft. Die Enkel gar nichts, da würde ich ja beten, hülfe es.
Ich will hier raus, echt. Das heute 2021 ist vielleicht noch schlimmer als das damals 1989.
Laßt euch impfen, verdammt!