Gauck hat eine Rede gehalten, an die man sich erinnern sollte. Auf der Münchener Sicherheitskonferenz, einem privaten Tête-à-Tête von Politikern, Militärs und Kriegsprofiteuren.
Für seine Verhältnisse hat, wie ich finde, Gauck eine erstaunlich wenig pastorale, ziemlich direkte Rede gehalten.
Erstmal gibt er den Amerikanern einen Freibrief, uns weiter auszuspionieren:
Das Bündnis mit den Vereinigten Staaten stellen wir nicht in Frage.
Daran ändert dann
Wir beschweren uns, zu Recht, wenn Verbündete bei der elektronischen Gefahrenabwehr über das Ziel hinausschießen.
auch nicht mehr.
Er postuliert, Deutschland würde sich an seiner seiner Bedeutung gemessen zuwenig in den Konfliktherden der Welt engagieren. Die Gegenüberstellung zu Wilhelm II. kann ich mir nicht verkneifen.
Wilhelm II. | Gauck |
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Große überseeische Aufgaben sind es, die dem neu entstandenen Deutschen Reiche zugefallen sind, Aufgaben weit größer, als viele Meiner Landsleute es erwartet haben. | Die Kernfrage lautet doch: Hat Deutschland die neuen Gefahren und die Veränderungen im Gefüge der internationalen Ordnung schon angemessen wahrgenommen? |
Deutschland möge doch bitte nicht mehr so zimperlich sein und zukünftig schneller in den Krieg ziehen:
Und wenn wir überzeugende Gründe dafür gefunden haben, uns zusammen mit unseren Verbündeten auch militärisch zu engagieren, sind wir dann bereit, die Risiken fair mit ihnen zu teilen?
[…]
Ich meine: Die Bundesrepublik sollte sich als guter Partner früher, entschiedener und substantieller einbringen.
Das geht dann immer so weiter mit dem Grundtenor: Deutschland muß sich auch militärisch stärker engagieren.
Die Unis mögen sich doch bitte beteiligen:
Ist es nicht an der Zeit, dass die Universitäten mehr aufbieten als eine Handvoll Lehrstühle für die Analyse deutscher Außenpolitik? Muss nicht auch die Sicherheitsforschung gestärkt werden, einschließlich der Abwehr von Cyberangriffen durch Kriminelle oder Nachrichtendienste?
Interessant ist, worüber er eben nicht redet: Nämlich über die Mitschuld der ersten Welt an den Konflikten der dritten Welt. Oder wurde sein Sakko in Sachsen geschneidert? Womit kämpfen eigentlich die Konfliktparten in den Gebieten, die Gauck so gerne befrieden würde? Erinnerung: Deutschland ist auf Platz 3 der Rüstungsexporteure — oder anders: Erstmal verkauft Deutschland — oft über Umwege — Waffen an die Konfliktparteien. Und dann rüsten wir die Bundeswehr auf, damit sie ebendiese Konfliktparteien bekämpfen kann.
Das findet bei Gauck keine Erwähnung, wahrscheinlich liegen ihm solche Gedanken völlig fern.
Der Mann repräsentiert Deutschland glücklicherweise nicht. Jemand sollte ihm das sagen.