Open Source

Schon seit lan­ger Zeit gehen mir man­che, vie­le OSS-Ver­tei­di­ger auf die Ner­ven, ein­fach weil sie (also die, die mir auf die Ner­ven gehen) kom­plett blau­äu­gig sind.
Da wird ad infi­ni­tum wie­der­holt: “OSS ist bes­ser, weil da jeder in den Quell­code rein­se­hen kann und jeder den Code ver­bes­sern kann.”
Ja, natür­lich stimmt das — nur macht es den Code nicht bes­ser, solan­ge es nicht auch pas­siert. Karl Marx, elf­te Feu­er­bach-The­se: “Die Phi­lo­so­phen haben die Welt nur ver­schie­den inter­pre­tiert, es kommt aber dar­auf an, sie zu ver­än­dern.” Mit ande­ren Wor­ten: vom blo­ßen Rein­se­hen ändert sich gar nichts.
Und schließ­lich muß man auch kom­pe­tent sein. Hat­te Open­BSD eine FBI-Back­door im IPSEC? Am Ende hat man sich wohl auf “Wir haben jeden­falls nix gefun­den” geei­nigt. Und wer sagt, daß das Debi­an-Desas­ter mit vor­her­seh­ba­rem Zufall in open­s­sl heu­te unmög­lich ist? Heartbleed?

Ich kom­me dar­auf wegen Squid. 35 Zero­days seit Jah­ren!!! Und war­um? Darum:

Howe­ver, they (das Squid-Team) are effec­tively under­staf­fed, and sim­ply do not have the resour­ces to fix the dis­co­ver­ed issues.

Nun hat hier jemand mit sehr viel Ahnung sich den Code nicht nur ange­se­hen, son­dern ihn auch begut­ach­tet. Bugs sogar gemel­det — hat alles nichts genützt, bis heu­te schein­bar nicht. Was ist jetzt bes­ser? Ein squid mit 35 allen Bösen (TLAs, Blackhats) bekann­ten Zero­days, oder ein IIS mit 350 nur den TLAs und Micro­soft bekann­ten Zerodays?

Ein ande­res Pro­blem: Was, wenn die Sicher­heits­lü­cken in den Algo­rith­men lie­gen? Ein offe­ne­res Ver­fah­ren als die Kürung von NIST-Stan­dards kann es ja kaum geben — und doch war lan­ge Zeit auch den bes­ten Fach­leu­ten nicht klar, ob die NSA nicht in Dual_EC_DRBG eine Hin­ter­tür ein­ge­baut hat (sie hat es)
Habt ihr alle ed25519 reviewed? 😛
Und die Welt bricht gleich ganz zusam­men, wenn der Com­pi­ler Back­doors ein­baut. Da kann man dann noch so inten­siv es geht den Quell­text ana­ly­sie­ren — er wird kei­ne Back­door haben, jeden­falls nicht die, die der Com­pi­ler ein­ge­baut hat.

Open source ist nicht bes­ser als clo­sed source, nur weil sie open ist. Es muß sich jemand küm­mern, und ich bezweif­le, daß der Anteil der OSS-Ver­fech­ter, die wirk­lich a) in den Code gese­hen und b) ihn auch ver­stan­den haben, über der Meß­bar­keits­gren­ze liegt.
Oh, und: “Ja, aber bei clo­sed source weißt du gar nichts, kannst gar nichts wis­sen!” ist natür­lich rich­tig, aber What­a­bou­tism. Denn es ändert an Open source gar nichts, wenn Clo­sed source noch kaput­ter ist.

Einen Lösungs­vor­schlag habe ich auch nicht, aber viel­leicht dies: Dort, wo Soft­ware für die Infra­struk­tur essen­ti­ell ist (aus der Grab­bel­kis­te: open­s­sl, libcurl) soll­te der Staat Code Review und Pen­test­ing bezahlen.

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