Heute ist der 8. Mai, der für gewöhnlich als Tag der Befreiung (mit DDR-Ergänzung: vom Hitlerfaschismus) begangen wird. Ich weiß nicht warum: 2021 scheint das fast komplett vergessen worden zu sein, jedenfalls in den Leitmedien kommt das Datum scheinbar nicht prominent vor. COVID? Ich weiß es nicht.
Als gelernter Ossi weiß ich: Der 8. Mai 1945 war der Tag, an dem die Rote Armee Deutschland vom Hitlerfaschismus befreite. Nur: Seit ich Götz Aly gelesen habe ist mir ziemlich klar: Um vom Faschismus befreit werden zu können, hätte Deutschland vom Faschismus besetzt sein müssen. Jedoch die Wahrheit ist wohl: Die Deutschen insgesamt haben vom Faschismus profitiert, und auch nachdem der Krieg nach Deutschland einfiel, haben sich die allermeisten Deutsch weiter hinter die Faschisten gestellt — weil sie Kleinfaschisten waren?
Jedenfalls: Nein, der 8. Mai ist kein Tag der Befreiung. Ich kann meinen Vorfahren (meine beiden Opas sind im Osten gefallen) nicht unterstellen, sie seien von den Nazis unterdrückt worden.
Oh ja: Die KZs und ihre Häftlinge wurden befreit. Aber nicht am 8. Mai, und es waren wohl auch kaum Deutsche, die dort befreit wurden.
Ich weiß nicht, ob ich den 8. Mai als Tag der Niederlage bezeichnen sollte. Vielleicht ja, aber ich befürchte, das wäre mißverständlich. Ich möchte bitte nicht mit irgendwelchen Rechten verwechselt werden.
Also vielleicht technisch: Der 8. Mai ist der Tag der Kapitulation und des Neuanfangs.
Aber nicht der Befreiung, so billig kann ich meine Vorfahren nicht davonkommen lassen.