Auch beim Spiegel nähert sich die sprachliche der inhaltlichen Qualität an:
Liegend ist kein Adjektiv und kann folglich nicht gesteigert werden. Hört sich ja auch bescheuert an: liegend, liegender, am liegendsten.
Korrekt wäre nächstliegend gewesen, nicht naheliegendst.
Daß mittlerweile diese Schlamperei weit verbreitet ist, entschuldigt gar niemanden.
Aber aber – was spräche dafür, ein so geläufiges Kompositum zu zerlegen und ihm damit die gewohnte Selbständigkeit zu verweigern? Seit im Zuge der Rechtschreibreform eine getrennte Schreibweise für viele Wortzusammensetzungen freigestellt wurde, ist unsere Sprache noch bausteinartiger geworden, als sie es ohnehin schon war und verliert wieder ein Stück Leben. Auch wenn diese Form der Abstraktion inzwischen als Fortschritt identifiziert ist, setzt das Vergessen für solche Formen der Ästhetik schnell ein – schade.
Für Schlamperei könnte man jene merkwürdigen Superlative, die an derzeit Beliebtheit gewinnen, halten. Bei solchen Verrenkungen würde ich jedoch nicht an Schlendrian denken, dafür klingen sie vielzu ungewohnt. Hier hilft vermutlich, zu verstehen, was vor sich geht, statt sich mit Vorschriften aufzuhalten – nahe\_liegend oder nicht.