Patrick Breyer nimmt sich (zurecht) ein EU-Paper vor, ich hab’ das mal hier[1] zu reinen Dokumentationszwecken abgelegt.
Schon mit dem ersten Wort belastet Breyer seine Glaubwürdigkeit: “Zensursula”. Natürlich weiß ich, woher das Wort kommt, und ich weiß auch, daß sie schon vor der Idee von DNS-Sperren andere irre Ideen hatte (Kinder zum Anstiften von Straftaten mißbrauchen (Alkoholkauf durch Minderjährige), da war sie noch Familienministerin). Zensursula war ein passendes Wortspiel, ein Wort, das sich auf Plakaten und Twitter (140 characters ought to be enough for anybody’s brain) ressourcenschonend verwenden ließ. Die Welt hat sich weitergedreht seitdem.
Breyer als Europaabgeordneter sollte 2020 dieses Niveau hinter sich haben. No jokes with names!
Weiterhin: Die EU-Kommission ist mit den nachgeordneten Behörden ein riesiger Bürokraten-Apparat, ich weiß das von Egon. Natürlich ist Uschi letzendlich für alles verantwortlich, was da während der Arbeitszeit die Schlüpfer ihrer Subalternen befeuchtet — aber eben an einem sehr fernen Ende.
Das Paper selbst beschreibt die Möglichkeiten, trotz einer End-to-End-Verschlüsselung an die unverschlüsselten Daten einer Kommunikation zu kommen, und bleibt natürlich dort stehen, wo man stehen bleiben muß: Auf den Endgeräten irgendwas installieren (gewöhnlich nennt man es “Staatstrojaner”), was vor dem Senden bzw. nach dem Empfang die unverschlüsselten Daten an die authorities weiterleitet. Gerne auch nur die Hashes von Dateien[2].
Es wird noch einiger Voodoo betrieben, aber der ändert nichts am Prinzip: Ohne Verwanzen der Endgeräte funktionierts nicht. Das steht auch so (verbrämt) zu lesen.
Was noch auffällt: Man geht immer von einer Client-Server-Architektur aus, also zentralen Servern, die vermitteln. Twitter, Whatsapp usw. Eine P2P-Architektur ist gar nicht auf dem Radar.
Insgesamt lese ich eine technische Bankrotterklärung, ergänzt um den Voodoo: “Aber vielleicht, wenn wir ganz doll dran glauben!” Das ist aber auf dem Niveau “Virenscanner und ZoneAlarm helfen” und damit jenseits einer faktenbasierten Diskussionsbasis.
Ich hätte mir von Breyer gewünscht, daß er das Paper fachlich auseinandernimmt. Stattdessen ist nur Polemik herausgekommen. Schade, das kriege ich bei den andern Parteien genausoschlecht, je nach politischer Präferenz.
PS: Es geht um Kindesmißbrauch, wie immer wenn man nichts anderes hat. Geschenkt.
[1] Schade, daß der Ausdruck (genauer: Der Scan des Ausdruckes) befreit wurde, nicht das originale Dokument. So ist das PDF leider nicht durchsuchbar.
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[2] Daß man bei einem Bild/Video nur ein Pixel verändern muß, die Dateigröße ändern… um einen völlig neuen Hash zu erzeugen, wird nicht thematisiert, soweit ich gelesen habe