Laut Rücktitel ist das Wahlöös wichtigster Roman. Wenn das stimmt, dann sind die anderen völlig unwichtig. Denn dieser mag der wichtigste sein, leider ist es auch ein ziemlich schlechter.
Die Handlung spielt in einem dystopischen Schweden. Der Staatssozialismus hat gesiecht, alle haben eine Einheitswohnung im Einheitshochhaus lange vor WBS70. Kriminalität gibt es kaum noch, die hohe Selbstmordrate wird statistisch gegen Null gerechnet. Es gibt eine riesige Anzahl von Presseerzeugnissen, alle seicht, alle von demselben Riesenkonzern.
Gegen diesen wird ein Anschlag angekündigt, aber nicht durchgeführt. Die Ermittlungen führt Kommissar Jensen¹. Der ist von Magenkoliken geplagt, ein ausgezeichneter Kriminalist, unpolitisch, eigenbrötlerisch, man könnte ihn auch Martin Beck nennen.
Jensen gewinnt im Laufe der Geschichte tiefere, unappetitliche Einblicke in den Pressekonzern, was Wahlöö zu längeren Betrachtungen über die negativen Auswirkungen einen gleichgeschalteten Journalismus bringt.
Da hat er durchaus Recht, aber eigentlich wollte ich einen (Kriminal-)Roman lesen und kein Manifest.
Er soll da oben im Himmel dem Herrn danken, daß er Maj Sjöwall getroffen hat, denn die gemeinsamen Geschichten sind um Längen besser.
Leseempfehlung? Nun, wenn man Schwedische Literatur des 20. Jhs. im Prüfungsfach hat: ja, unbedingt! Ansonsten eher nein.
#ausgelesen
¹ Übrigens die einzige Person mit Namen im ganzen Roman, alle anderen werden nur mit ihrem Funktionstitel erwähnt. Das hat sicher einen mir verborgenen Grund.