Wahlöö: Mord im 31. Stock

Laut Rück­ti­tel ist das Wahl­öös wich­tigs­ter Roman. Wenn das stimmt, dann sind die ande­ren völ­lig unwich­tig. Denn die­ser mag der wich­tigs­te sein, lei­der ist es auch ein ziem­lich schlechter.
Die Hand­lung spielt in einem dys­to­pi­schen Schwe­den. Der Staats­so­zia­lis­mus hat gesiecht, alle haben eine Ein­heits­woh­nung im Ein­heits­hoch­haus lan­ge vor WBS70. Kri­mi­na­li­tät gibt es kaum noch, die hohe Selbst­mord­ra­te wird sta­tis­tisch gegen Null gerech­net. Es gibt eine rie­si­ge Anzahl von Pres­se­er­zeug­nis­sen, alle seicht, alle von dem­sel­ben Riesenkonzern.
Gegen die­sen wird ein Anschlag ange­kün­digt, aber nicht durch­ge­führt. Die Ermitt­lun­gen führt Kom­mis­sar Jen­sen¹. Der ist von Magen­ko­li­ken geplagt, ein  aus­ge­zeich­ne­ter Kri­mi­na­list, unpo­li­tisch, eigen­bröt­le­risch, man könn­te ihn auch Mar­tin Beck nennen.
Jen­sen gewinnt im Lau­fe der Geschich­te tie­fe­re, unap­pe­tit­li­che Ein­bli­cke in den Pres­se­kon­zern, was Wahl­öö zu län­ge­ren Betrach­tun­gen über die nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen einen gleich­ge­schal­te­ten Jour­na­lis­mus bringt.
Da hat er durch­aus Recht, aber eigent­lich woll­te ich einen (Kriminal-)Roman lesen und kein Manifest.

Er soll da oben im Him­mel dem Herrn dan­ken, daß er Maj Sjö­wall getrof­fen hat, denn die gemein­sa­men Geschich­ten sind um Län­gen besser.

Lese­emp­feh­lung? Nun, wenn man Schwe­di­sche Lite­ra­tur des 20. Jhs. im Prü­fungs­fach hat: ja, unbe­dingt! Ansons­ten eher nein.

#aus­ge­le­sen


¹ Übri­gens die ein­zi­ge Per­son mit Namen im gan­zen Roman, alle ande­ren wer­den nur mit ihrem Funk­ti­ons­ti­tel erwähnt. Das hat sicher einen mir ver­bor­ge­nen Grund.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert