In einer Softwarebude (und analog sicher in allen Buden) gibt es genau 2 Gruppen, die wichtig sind:
- diejenigen, die das Produkt (die Software) und die Dienstleistungen darum (Support, Training, Projekte) herstellen und
- diejenigen, die es verkaufen.
Alle anderen (Marketing, Legal, IT…) sind “nur” Hilfstruppen für obige beiden Gruppen.
Das ist der Ausgangspunkt, von dem aus alle weiteren Diskussionen zu führen sind.
Für eine IT bedeutet das aber längst nicht, daß sie jeden ausgefallenen Wunsch ihrer “Kunden” befriedigen muß. Ein Entwickler wird meist das Lastenheft oder agil den aktuellen Sprint als Maßstab haben, ein Verkäufer seinen Bonus¹. Das ist komplett verständlich, nur muß die IT eben die Bedürfnisse der gesamten Firma sehen, und da muß sie dem Verkäufer eben auch mal abweisen, der gerade seinen kompletten Rechner wegen einer einzigen Powerpoint-Präsentation ins Internet stellen wollte.
Nun kann man den Verkäufer meist zäumen, bei den Entwicklern wirds schwieriger, die haben meist technisches Verständnis oder wenigstens eine Vorstellung davon, was technisch gehen müßte — ob das auch sinnvoll ist, wird dabei weniger gefragt.
Und hier wirds für die IT überlebensrelevant: Wenn man die Entwickler genauso wie die Verkäufer abbürstet, dann werden sich manche Entwickler damit zufrieden geben, viele aber nicht. Und sie WERDEN einen Weg finden, ihre Wünsche umzusetzen, natürlich auf eine Art und Weise, die a) schmutzig ist und b) allen IT-Policies widerspricht. Aber funktioniert, für geeignete Werte von funktionieren.
Nun wird das dem Entwickler-Chef nicht verborgen bleiben. Im günstigen Fall wird er das Gespräch mit IT suchen — ich bin pessimistisch genug, den ungünstigsten Fall anzunehmen: Er wird den Sprint im Auge haben, sich einen halbwegs blickigen Kollegen in seinem Team suchen, der dann die kleinen IT-Aufgaben macht, die die eigentliche IT zurückgewiesen hat.
Und so entsteht dann unter der Hand die sogenannte Schatten-IT, eine IT, die es gar nicht geben sollte². Unternehmen haben aber immer eine Hackordnung, dieses Gesülze über flache Hierarchien ist Marketing. Das heißt aber, daß unser Schatten-IT-Chef, der ja eigentlich Entwicklungsschef ist, nun mehr Ressourcen benötigt — die Kostenstelle wird wichtiger.
Und nun tritt die Schatten-IT aus dem Schatten heraus, wird zu einer Zweit-IT mit eigenem Budget. Und die Erst-IT versteht die Welt nicht mehr.
DEVOPS!!! werden viele rufen, und ja, dachte ich auch mal. denke ich nicht mehr. Jedenfalls in meiner Wirklichkeit ist Devops gescheitert.
Und nu?
Es gibt nur eine Möglichkeit: IT muss die Prozesse der einzelnen Abteilungen verstehen, und zuvördert die von den ganz oben genannten beiden Gruppen. Dazu muß IT aber aus der Komfortzone kommen, deren Ausdruck (auch bei mir allzuoft) diese BOFH-Attitüde ist.
Zuhören, Lernen, Demut: So wird die IT wieder great!
¹ Was tendenziell dazu führt, daß der Verkäufer Dinge verkauft, die es so noch gar nicht gibt.
² ich kanns mir nicht verkneifen: Schatten-IT gabs schon in der Zone: im VEB Stirnräder Finsterberg-Dodeleben